„Life is a trip, surrender to the journey“ Elias Elhardt

Elias Elhardt ist beim Snowboarden schon etwas rumgekommen in der Welt: China, Japan, British Columbia, Neuseeland, Skandinavien, natürlich die Alpen und viele weitere Spots. Zu Beginn seiner Karriere machte sich Elias Elhardt einen Namen bei Freestyle-Contests. Inzwischen ist er einer der wichtigsten Backcountry-Fahrer. Das beweisen seine Parts in den Pirates-Filmen Perceptions (2014, Hier findet Ihr Elias Elhardt‘ kompletten Part) und Distorted Reality (2013, Elias Elhardt‘ Part). Aufgewachsen ist Elias Elhardt im Allgäu, seine Homebase hat der 27-Jährige in Innsbruck. Wer soviel von der Snowboardwelt gesehen hat wie Elias Elhardt, der kann bestimmt erzählen, wo es sich am besten Freeriden lässt.

 

OR: Kommen wir mal direkt zum Punkt: Wenn es um Freeride-Superlative geht, spricht jeder von Alaska. Sind die Berge dort wirklich das Nonplusultra für jeden Freerider?

Das kommt immer darauf an. Also, für mich ist es zum Nonplusultra geworden, weil es immer mein Traum war, dorthin zu gehen. Und für das Snowboarden, das ich mache, gibt es keinen besseren Ort, das mal auf höchstem Niveau zu probieren. Unberührter Schnee, die ganzen Absprünge und Wechten, all die steilen Hänge…solche optimalen Bedingungen habe ich bislang an keinem anderen Ort mehr gesehen. ABER, es muss nicht immer zwangsläufig Alaska sein. Für mich ist das Nonplusultra genauso der Heimberg, den ich dafür einfach liebe, weil er zu Hause ist.

OR: Verstehe ich das richtig…Elias Elhardt stellt seinen Heimberg auf die selbe Stufe wie Alaska???

(lacht)…nee, so ist das nicht. Aber wenn du mit deinen Freunden einfach nur snowboarden willst, dann finde ich es zu Hause fast besser. Du kommst in Alaska einfach nicht so viel zum Fahren, auch wenn du die ganze Zeit mit dem Helikopter unterwegs bist. Und dann gibt es nur wenige Tage, an denen die Bedingungen so sind, wie du sie dir wünscht. Im Endeffekt sind das vielleicht so zwei Tage in einer Woche, aber wenn alles passt, dann ist Alaska ein Traum….allein wegen den Filmaufnahmen.

OR: Wie muss ich mir so einen Alaska-Trip vorstellen. Sitzt ihr dann in eurer Holzhütte und wartet den ganzen Tag auf gutes Wetter?

Ja, grundsätzlich stimmt das schon. Wenn du in Alaska unterwegs bist, musst du Zeit mitbringen. Wir sind mindestens drei Wochen dort. Genug Zeit um sich richtig einzurichten. Wir leben dann direkt am Meer in einem kleinen Ort namens Haines. Ein toller Ort….ich kann mich an viele schöne Tage dort erinnern. Wenn das Wetter zum Snowboarden nicht gepasst hat, bin ich zum Strand spazieren gegangen oder einfach auf den Steinen herumgesprungen…toll!

 OR: Hat sich Elias Elhardt in Alaska fahrtechnisch weiterentwickelt?

Ja sehr, das war wie eine neue Erfahrung. Dort kommt nochmal ganz viel mehr dazu, als nur das Snowboarden. Also die ganze Herangehensweise mit dem Heli ist ziemlich aufregend und eine neue Erfahrung, an die man sich gewöhnen muss: Man muss in sehr kurzer Zeit Entscheidungen treffen, ob man ein Face jetzt fahren möchte. Wenn ja, muss man sich sofort genau überlegen, wie man dieses Face runterfahren will und kurze Zeit drauf ist man schon am Startpunkt und alles was einem dann noch bleibt, ist das Foto auf dem Handy oder der Kamera. Damit kann man sich dann noch einprägen, dort ist die Wechte, dort ist der Fels. Und dann geht es schon los. Also, es ist ziemlich aufregend und teilweise hektisch, auch durch den Heli. Die Minute in der Luft kostet sehr viel und da versucht man einfach, so effizient wie möglich zu sein. Die wenigen Schönwettertage bringen nochmal zusätzlich Anspannung und diesen Zeitdruck mit rein.

OR: Snowboarden in Alaska, das kann man sich gut vorstellen. Aber du warst auch in Indien unterwegs – nicht gerade ein Snowboard-Mekka?

 Indien war toll. Ich wollte immer schon nach Indien reisen und es war Wahnsinn, dass ich das dann mit dem Snowboarden machen konnte. Das habe ich echt nicht für möglich gehalten. Leider hatte ich für den Trip nicht ganz so viel Zeit. Ich wäre gerne noch ein bisschen mehr in das Leben dort eingetaucht…so ein wenig habe ich mich wie ein reicher Tourist gefühlt. Klar habe ich den Kontakt zu den Einheimischen gesucht und zu dem wirklichen Indien. Teilweise ist es mir gelungen, aber teilweise war man eben zu weit weg, zu abgekapselt…besonders in Kashmir.

OR: …dann war Indien bislang deine außergewöhnlichste Reiseerfahrung? Oder gab es noch ein Land, dass Dich nachhaltig fasziniert hat?

Ganz klar Japan. Die Erfahrungen die ich dort gesammelt habe, waren einfach unglaublich. Besonders die japanische Kultur ist faszinierend. Die Menschen dort sind sehr zuvorkommend und respektvoll. Und zum Snowboarden hast du konstant gute Bedingungen. Wir haben dort in einem Hotel gewohnt, das ziemlich weit weg vom Skigebiet war. Da wir nur auf einem Pass unterwegs waren, haben wir den Lift nie benutzt, das war total schön. Wir hatten da unseren Rhythmus. Es hat jeden Tag geschneit und da konnten wir uns darauf verlassen. Insofern kamen wir da in eine ziemliche Routine rein. So ging es nach dem Snowboarden immer in die Onsen (heiße Quellen).

Elias Elhardt im Sonnenuntergang mit Powderkicker und Nosegrab

OR: Du hast schon viel gesehen…wenn Du einen Ort zum Snowboarden wählen müsstest, wo wäre das?

Zuhause.

OR: Zuhause??? Die Antwort überrascht mich jetzt. Das musst du mal genauer erklären

Das ist mir ein wichtiges Feedback und eine ganz zentrale Erfahrung, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Ich war in allerlei Regionen, z.B. in British Columbia, Kanada. Dort habe ich einige Monate verbracht. Ich war in Südamerika, Japan, Neuseeland. Eigentlich all diese Orte wo man gut snowboarden kann. Jeder Ort hat seine Qualität für sich, aber auch häufig seine Schwierigkeiten. Die Alpen verbinden für mich die meisten Qualitäten. Abgesehen davon, dass ich mich natürlich hier heimisch fühle. Und die wichtigste Qualität ist, glaube ich, die Zugänglichkeit. In British Columbia hat man extrem gute Bedingungen, aber die haben nicht so eine gute Infrastruktur wie bei uns, dass man überall auch Lifte hat, wo man hoch kommen kann und dort wo Lifte sind, sind alle inzwischen extrem auf Powder gepolt und stehen teilweise eine halbe Stunde vor Liftöffnung an. Und dann ist alles nach einem halbe Tag oder Tag schon zerfahren.

„Wenn man Powder fahren will, ist man bei uns am besten aufgehoben“

 

OR: Skeptiker würden sagen, das ist bei uns aber auch ähnlich…

Bei uns im Alpenraum gibt es viele verschlafene Skigebiete, da kann man nach drei Tagen immer noch frische Lines fahren. Das ist so ein großer Unterschied. Wenn man Powder fahren will, ist man bei uns am besten aufgehoben, weil nicht alle nur darauf aus sind und weil die Infrastruktur wesentlich besser ist. Das ist das eine und das andere ist das Wetter, das ist auch vorteilhaft hier. Wenn man jetzt in diesen Hotspots Japan oder Nordamerika schaut, dort ist oft extrem viel schlechtes Wetter. Wie gesagt, in Alaska haben wir manchmal ein/zwei Wochen, wo wir nur drin sitzen. Und ähnlich war es dann auch in British Columbia und in Japan. Also das ist eine tolle Verbindung, die wir im Alpenraum haben: Wir haben ergiebige Schneefälle und gute Winterbedingungen, aber dann auch immer wieder Schönwetterphasen, die relativ lang sind. Das ist in den anderen Regionen eher die Ausnahme.

OR: Oft wird ja auch von der guten Schneequalität zum Powdern in bestimmten Regionen geschwärmt. Würdest du sagen, dass es echt einen Unterschied zwischen Schnee bei uns und woanders gibt?

Ich glaube, das ist ein bisschen eine Legende. Es kommt ja immer auf die Temperaturen an, mit denen der Schnee fällt. Das ist der eine Einflussfaktor und der andere ist die Luftfeuchtigkeit. Und das ist das einzige, was dann wirklich konstant ist innerhalb einer Region, das ist die Luftfeuchtigkeit und das macht dann schon einen Unterschied in einer gewissen Weise, ja. Aber oftmals ist dann das entscheidendere Element mit welcher Temperatur der Schnee gefallen ist.

OR:…und das heißt konkret?

Bei uns findet man auch oft superleichten Schnee, weil es einfach sehr kalt war, während er gefallen ist. Aber dann ist die Frage, ob es so erstrebenswert ist, ganz leichten Schnee zu haben. Also z.B. in Alaska ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, einfach direkt am Meer gelegen und der Schnee ist deshalb, wenn er fällt, alles andere als leicht. Auch in British Columbia. Aber dort ist es dann eher von Vorteil, weil es in den Nächten sehr kalt ist und da wird die Feuchtigkeit dann wieder rausgezogen. Aber der feuchte Schnee klebt überall fest, zum Beispiel an den Felsen. Und das ist dann schon eine spezielle Konstellation, was die ganzen Hänge dann auch fahrbar macht. Also nur leichter Schnee kann auch Nachteile haben, z.B. weil die Felsen dann weniger gut abgedeckt werden. Das merkt man, wenn man bei uns auf einem Gletscher fahren geht. Da oben schneit es natürlich immer sehr kalt und da sind die Felsen oft weniger bedeckt.

Elias Elhardt gibt im Powder Gas

OR: Wirst Du dann dieses Jahr auch viel unterwegs sein?

Also eigentlich werde ich die meiste Zeit der Saison daheim sein. Das habe ich so geplant jedenfalls. Ich habe da richtig Bock drauf, ich wohne in Innsbruck und mir gefällt die Idee, hier zu wohnen, hier zu schlafen und dann raus zu gehen. Das taugt mir vom Plan her. Und das habe ich dann jetzt auch so forciert. Klar, wenn jetzt, wie letztes Jahr im Januar, gar nichts geht, dann kann es schon sein, dass man irgendwo ausweichen muss, aber ich hoffe das ich hier alles machen kann. Und das meiste geht eben hier auch genauso gut.

 OR: Und dann im Frühjahr nach Alaska?

Genau. Der April ist dann immer der Monat für Alaska. Und im Mai wahrscheinlich noch mit Nitro nach Norwegen. Da werden wir wahrscheinlich sogar bis Spitzbergen hochfahren, denn Nitro hat da so ein Projekt am laufen.

OR: Zum Schluss noch ein kleiner Reise-Equipment-Tipp. Auf welche Sachen kann Elias Elhardt auf Reisen nicht verzichten?

Laptop, Kopfhörer. Und dann habe ich angefangen mit so einer Black Roll, das taugt mir irgendwie. Wenn ich im Winter viel fahren war und dann ausgelaugt bin, dann rolle ich mich einmal durch. Das ist eine speziellere Geschichte. Und wenn ich länger unterwegs bin, nehme ich immer Musikboxen mit.

OR: Danke Elias für das Gespräch und viel Erfolg bei deinen kommenden Projekten

 

Elias Elhardt

Elias Elhardt ist nicht mit dem Snowboard auf die Welt gekommen…ganz im Gegenteil! Mit zwei Jahren ging es zunächst auf zwei Brettern den Hang herunter. Mit elf Jahren entdeckte Elias Elhardt das Snowboard. Seine Karriere nahm in den Folgejahren langsam Fahrt auf, doch im Alter von 17 Jahren musste er einen herben Rückschlag hinnehmen. Wegen einer Lungenentzündung musste Elias Elhardt für ein Jahr pausieren. Geschadet hat ihm die Pause nicht…schnell konnte sich der junge Allgäuer in der Szene behaupten. Beim  Air & Style  gehörte Elias Elhardt zu den ersten Fahrern die Double Corks sprangen. Er fährt für Nitro, Dakine, Smith Optics & Deeluxe Boots.

 

Lust auf mehr Freeride-Interviews? Outdoorrunde hat die ehemalige Freeride-World-Tour-Siegerin Janette Hargin getroffen. Zum Interview…

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About the author Sven Papendick rotate

liebt technische Trails, gute Outdoorausrüstung und Skandinavien. Sein Hilleberg hat ihn noch nie im Stich gelassen.

4 Comments

  • Hallo Sven,

    interessantes Interview…hab euer Online-Magazin durch Zufall entdeckt. Gefällt mir sehr gut…

    Gruß
    Daniela

    • Sven Papendick 14/12/2015 at 09:15

      Hallo Daniela,

      vielen Dank für das Lob. Wir versuchen auch weiterhin interessante Gesprächspartner für Interviews zu bekommen. Reingucken lohnt sich also!

      Gruß
      Sven

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