Tag um Tag werden wir in unseren SocialMedia-Kanälen mit Bildern überflutet. Egal ob Facebook oder Instagram…wir werden konfrontiert mit schlechten Fotos, guten Fotos und Fotos von den German Roamers! Das sind 14 deutsche Fotografen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Potential der besten deutschen Outdoorfotografen auf Instagram zu bündeln und dabei die Natur in Deutschland in den Fokus zu stellen. Über 2,5 Millionen Follower können nicht so falsch liegen. Die unter #weroamgermany veröffentlichten Fotos der German Roamers haben etwas Besonderes, sie haben das, was wir Hobby-Knipser nur sehr selten hinbekommen – die perfekte Bildsprache! (s. Titelbild by @theolator)
Johannes Höhn ist Gründungsmitglied der German Roamers, ihm alleine folgen auf Instagram unter @pangea über 172.000 Follower. Grund genug, um sich bei Johannes mal ein paar Tipps zu holen…
Jeder kann Fotos machen, egal ob mit dem Handy oder der Spiegelreflex…doch die Ergebnisse sind bei den meisten Hobby-Knipsern eher bescheiden. Aber wie mache ich denn nun Fotos, wie sie die German Roamers machen? 😉
Puh, das ist natürlich eine recht umfangreich zu beantwortende Frage. Ich denke, dass hier viele Faktoren einenEinfluss haben. Zunächst sollten die Wetter-Bedingungen passend sein. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein wird es nahezu unmöglich ein „moody“ Bild zu schießen. In den frühen Morgenstunden, bei Sonnenuntergang oder in einer kristallklaren Nacht loszuziehen, das erhöht die Erfolgschancen für ein gutes Foto. Daneben sollte das Equipment natürlich geeignet sein, doch vielmehr noch kommt es auf die Komposition und hinterher die Nachbearbeitung an. Alle Faktoren spielen zusammen und haben Einfluss auf das finale Bild.
Das perfekte Outdoor-Foto muss mich fesseln
Vom „goldenen Schnitt“ hat jeder schon Mal gehört, aber wie sieht das perfekte Outdoor-Foto aus?
Ich weiß nicht wie DAS perfekte Outdoor-Foto aussieht, hier hat wahrscheinlich jeder seine eigenen Vorstellungen. Für mich persönlich muss das perfekte Outdoor-Foto mich fesseln, mich in seinen Bann ziehen, sodass ich es mir immer und immer wieder anschauen will. Dies würde wahrscheinlich durch eine unwirklich anmutend epische Wetter- und Landschaftskombination hervorgerufen werden, gepaart mit einem Menschen, der als Subjekt in dieser Szenerie das Bindeglied zwischen dem festgehaltenen Moment und meinen Synapsen herstellt.
Was sind die größten Fehler, die man beim Fotografieren machen kann?
Ich glaube, einer der größten Fehler ist es, wenn man sich zu sehr auf ein bestimmtes Motiv oder eine bestimmte Bildsprache einschießt. Oft muss man die Dinge einfach so nehmen, wie sie kommen, um in einen kreativen Flow zu kommen. Weitere große Fehler sind es, die Speicherkarte zu vergessen, oder den Akku der Kamera nicht geladen zu haben. Alles schon passiert, und das ist wirklich das Allerschlimmste! 🙂 Spaß beiseite, natürlich gibt es viele weitere „Fehlerquellen“, wobei Fehler das falsche Wort ist. Mit jedem Shooting lernt man dazu, ob man Fehler gemacht hat oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Das ist wie überall im Leben, nur wer hinfällt und danach aufsteht, kann auch wachsen und sich weiterentwickeln.
Einfach mal einen Meter rechts den Auslöser drücken
Warum ist meine direkte Umgebung, der perfekte Ort um Outdoor-Fotos zu machen?
Das liegt ganz einfach daran, dass es zu großen Teilen auf die Wetter-Bedingungen und die Bildidee ankommt, ob ein Foto herausragend werden kann oder nicht. Wer bereit dazu ist, früh aus dem Haus zu gehen, wenn der Rest der Stadt noch schläft, der wird seine Umgebung in einem ganz neuen Erscheinungsbild wahrnehmen. Wer bereit dazu ist, bei Minusgraden und dichtem Nebel in den Wald zu laufen, der wird mit einzigartig stimmungsvollen Motiven belohnt. Zudem kann man in heimischen Gefilden Sicherheit erlangen, seine fotografische Praxis trainieren. So entwickelt sich eine Routine, die dann auf einem großen Foto-Trip abgerufen werden kann.
Handy-Fotografie ist super. Für Schnappschüsse und auch für ernstzunehmende Fotografie sind die Geräte heutzutage zu gebrauchen. Das Handy ist einfach die transportabelste Kamera, die jeder sowieso immer und überall dabei hat. Das ist ein schlagkräftiges Argument dafür, sie auch zu nutzen.
Egal ob Bikes, Fotoapparate oder Fernseher…die meisten Deutschen sind Material-Junkies. Sie wollen wissen, welches Material Freunde, Kollegen und Profis für ihr Hobby nutzen. Welche fünf Sachen haben die German Roamers als Foto-Grundausstattung dabei, wenn sie auf Tour gehen? (…klickt auf den Rucksack!)
Kann man sich mit gutem Material gute Fotos kaufen?
Die Antwort lautet hier ganz klar: Nein. Kann man sich indem man andere Fotografen kopiert, ihre Spots abklappert und Bildkompositionen nachahmt, einen Namen bei Instagram machen? Die Antwort lautet: Leider ja. Das nervt auch sehr. Ein Appell an alle Nachwuchs-Fotografen: Es ist cool, sich inspirieren zu lassen, aber bitte macht nicht das einhunderttausendste Foto genau wie alle anderen vor euch, nur weil es viele Likes bringt! Wenn ihr euch selbst als Fotografen oder sogar Künstler bezeichnet, dann beinhaltet dies auch einen Funken Anspruch an die eigene Kreativität – einfach mal einen Meter weiter rechts den Auslöser betätigen, und schon habt ihr eure eigene Interpretation vom Pragser Wildsee geschaffen.
Wie steht ihr zur Nachbearbeitung – oder macht die Nachbearbeitung vielleicht sogar erst das perfekte Bild?
Die Nachbearbeitung ist definitiv ein ebenso wichtiger Teil der Bildkreation wie das Fotografieren selbst.
Plötzlich ist es cool geworden, blaue Seen und Berge zu fotografieren
Wo liegt die Zukunft der Outdoorfotografie?
Das kann ich nur schwerlich beurteilen. Ich kenne die Branche nicht wirklich gut, sehe das meiste durch meine Internet-Social-Media-Brille. Klassische Printmedien werden wohl auch weiterhin auf die klassische Landschaftsfotografie setzen, was auch vollkommen ok ist. Für mich persönlich sieht die Zukunft der Outdoor-Fotografie so aus, dass es immer mehr weg vom technisch perfekt ausgearbeiteten Bild, hin zu stimmungsvollen Momentaufnahmen geht. Das Feld der Landschaftsfotografie hat sich in meinen Augen durch die Entwicklungen bei Instagram extrem weiterentwickelt. Plötzlich ist es cool geworden, blaue Seen und die Berge zu fotografieren. Folglich finden immer mehr Foto-Interessierte ihren Weg raus in die Natur und bringen ihren eigenen Bildstil direkt mit. Diese Entwicklung können alteingesessene Landschafts-Fotografen nur schwer verkraften, aber so ist eben der Lauf der Dinge. Ich denke, dass sich hier einfach mehrere Felder ausgestalten werden, wie das in anderen Genres auch der Fall ist. Es wird in Zukunft nicht mehr so einfach sein, jemanden in die Schublade „Landschafstfotograf“ zu stecken. Ich finde es extrem spannend, Teil dieser Entwicklung zu sein und zu sehen wo es hingeht.
Gebt ihr Euer Wissen weiter, ich hab gelesen, es gibt Events von den German Roamers…
Wir würden echt liebend gerne häufiger Community-Events machen. Leider erfordert das viel Zeitaufwand, den wir aktuell nur bedingt aufbringen können. Für 2017 planen wir aber wieder öffentliche Foto-Meets, wo jeder Interessierte hinzustoßen kann.
Da die German Roamers eine Gruppe von 14 Personen sind, sind die Pläne auch sehr breit ausgestaltet. Pauschal kann man sagen, es ist sehr viel los, es wird viel gereist und fotografiert – und das ist ja auch die Hauptsache!
Gibt es verschiedene Strömungen innerhalb Eurer Community?
Das kann ich nur schwer beurteilen. Soweit ich es überblicken kann, ist es aber eine recht einheitliche Entwicklung, unser Bildstil wird von vielen gefeiert und sie beteiligen sich an dieser Entwicklung. Es ist jetzt spannend zu sehen, was der nächste Schritt sein wird.
Die Bilder haben oft eine ähnliche Stimmung – Attribute wie Schönheit, Stille, Klarheit, Respekt vor der Natur kann ich gut jedem Bild zu schreiben. Empfindet ihr das auch so?
Teilweise schon, da stimme ich dir zu! Andererseits kann es auch mal um Action, Abenteuer und Bewegung gehen. Respekt vor der Natur ist aber stets ein großer Teil der Bilder, das kann man auf jeden Fall so festhalten.
Ihr seid nicht mehr nur in Deutschland unterwegs…ihr seid zum Beispiel auch in Nordamerika gewesen…wie finanziert ihr euch?
Oft sind wir für die ortsansässigen Tourismus-Verbände unterwegs, um deren Destination in unserem Bildstil festzuhalten. Sie kümmern sich dann um unsere Anreise und Unterkunft, im Gegenzug werfen wir einen Blick auf die Region durch die „Roamers-Brille“. Gepaart mit unserer ganz ansehnlichen Reichweite entsteht so ein spannendes Komplettpaket: Qualitativ hochwertige Bilder und Reichweite. Parallel dazu hat jeder einzeln natürlich seine Kunden, für die er unterwegs ist. Das läuft häufig über die individuellen Kontakte, weniger über die German Roamers als Gruppe.
Was ist das Geheimnis eures Erfolges?
Sag du es mir, sobald du es herausgefunden hast. 🙂
Wem folge ich auf Instagram – außer den German Roamers natürlich?
Das kommt ganz darauf an, was dich interessiert. Falls es in die Roamers-Richtung gehen soll, dann kann ich dir wärmstens @greatnorthco, @stayandwander und @thevisualscollective empfehlen. Dort bekommt man erstklassigen „Best of“ Outdoor-Content geboten.
Gibt es da Konkurrenz zwischen Euch, so nach dem Motto „ich hab mehr Follower“?
Nein, das auf keinen Fall. Man freut sich, wenn es bei den anderen gut läuft. Dass es bei manchen raketenartig durch die Decke schießt, das wirft manchmal Fragen an die App im Allgemeinen und einen Hauch von Neid auf, aber Missgunst ist da nicht dabei. Ich persönlich achte bei einem Fotografen auch nicht auf die Follower, sondern auf die Arbeit, die er veröffentlicht. Es gibt wahnsinnig großartige Leute, die unterm Radar schippern – das sind die Accounts, bei denen ich mich jedes Mal riesig freue, wenn ich sie entdecke. Keiner kennt sie und trotzdem sind sie unglaublich inspirierend.
Warum sollte man euch auf Instagram unbedingt folgen?
Keine Ahnung, wenn du unsere Bilder und Bildsprache magst, dann folge uns. Wenn nicht, ist das auch ok
Manchmal fühle ich mich wie ein Junkie
Was macht für dich die „Faszination Outdoor-Fotografie“ aus?
Es ist die Mischung aus dem Erleben großartiger Landschaften und Natur-Schauspiele, gepaart mit dem Festhalten dieser Momente in Form von einzigartigen Fotografien. Das ist für mich eines der intensivsten und großartigsten Gefühle, die es gibt. Du musst schnell reagieren, manche Lichtsituationen bestehen nur für wenige Momente. In diesen Augenblicken am richtigen Ort zu sein und das Bild zu machen, ist einfach wahnsinnig spannend. Manchmal fühle ich mich aber auch wie ein Junkie. Ich kann manche Momente nicht einfach im Stillen genießen, es ist für mich eine Qual, bei einem krassen Sonnenaufgang die Kamera neben mir unberührt liegen zu lassen. Das ist als ob du ein Schnitzel vor der Nase eines Rottweilers baumeln lässt, aber er muss stillhalten und darf das Teil nicht verschlingen. So in etwa fühlt sich das an. Hahaha
Ich finde, mit Euren Bildern verhelft ihr deutschen Landschaften zu neuer Popularität, was ist Dein Lieblingsrevier in Deutschland?
Da gibt es viele Ecken, die super sind. Schwarzwald und Allgäu gehören aber zu meinen Favoriten.
Gibt es eine Jahreszeit, in der du am liebsten unterwegs bist?
Definitiv im Herbst. Die Farben und der häufig auftretende Nebel sind einfach unschlagbar.
Von was/wem lässt du dich für deine Fotos inspirieren?
Es gibt viele Einflüsse. Natürlich inspiriert mich die Arbeit von anderen Fotografen, aber auch in der Musik und anderen Elementen des Alltags finde ich Inspiration.
Beschreib mal das Gefühl, wenn du gerade den perfekten Zeitpunkt & Spot für Dein Foto gefunden hast…
Das ist schwierig zu beschreiben. Endorphin Overkill auf jeden Fall! Du wirst mich wild herumrennen sehen, mit einem fetten Lachen auf dem Gesicht, und ich werde ständig Dinge wie „Alter ist das geil!“ und „Episch!“ schreien. Grown man behaviour halt.
Johannes ist 29 Jahre alt, lebt und arbeitet in Köln als Outdoor- und Lifestyle-Fotograf. Als Diplom-Sportwissenschaftler hat er seine langjährige Leidenschaft, das Fotografieren, zum Beruf gemacht. Seine Arbeiten sind ein Spagat zwischen Street- und Landschaftsfotografie, da er sich sowohl in der Natur als auch in den spannendsten Städten dieser Welt wohl fühlt.
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liebt technische Trails, gute Outdoorausrüstung und Skandinavien. Sein Hilleberg hat ihn noch nie im Stich gelassen.